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Zwei Marburger


Deutsch-französisches Forschungsprojekt zu Wissenstransfer im Orient

20.01.2015 (fjh)
Wie trugen orientalische Familien in der frühen Neuzeit dazu bei, Wissen und Traditionen weiterzugeben? Diese Frage steht im Fokus eines neuen deutsch-französischen Forschungsvorhabens am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) der Philipps-Universität. Die Marburger Orientalisten Prof. Dr. Albrecht Fuess und Prof. Dr. Christoph Werner sowie ihre Partner erhalten für das Projekt unter dem Titel "Dynamik der Transmission" eine Förderung von 700.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem französischen Drittmittelgeber "Agence nationale de la recherche".
"Familiengeschichte ist in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem der anregendsten Gebiete der Nahost-Studien geworden", berichtete Werner. Der Iranist leitet das Projekt auf deutscher Seite.
Ziel des Vorhabens ist ein besseres Verständnis der Rolle der Familien und Verwandtschaftsgruppen in islamischen Kulturen vor dem Aufkommen der Moderne. Laut Fuess erweitert das neue Projekt die Agenda der familienhistorischen Orientalistik in dreierlei Hinsicht.
Erstens weitet es den Zeitrahmen auf die Frühe Neuzeit aus. Für diesen Zeitabschnitt ist die historische Rolle der Familie bislang wenig erforscht.
Zweitens überbrückt das Vorhaben die Kluft zwischen der persischen Welt und den arabischen Ländern, die in der wissenschaftlichen Forschung besteht. Geografische Mobilität und kulturelle Schnittstellen verdienen dabei besondere Aufmerksamkeit. Drittens soll das übergreifende Konzept der Transmission auf die Familiengeschichte angewendet werden, indem die Dynamik der Übertragung von Autorität und Wissen innerhalb der Familienstrukturen lokalisiert wird.
Was konkret übertragen wird, kann ganz verschiedener Natur sein: mystisches Wissen und geistliche Autorität, militärisches Know-how oder politische und administrative Macht, aber auch literarische und künstlerische Traditionen, die in einer Gemeinschaft von Wissenschaftlern und Gelehrten weitergegeben werden, lassen sich anhand materieller Objekte nachweisen und können als symbolische und reale Manifestationen von Legitimität, Status und Macht betrachtet werden.
Den Forschern steht ein breites Spektrum an Quellen zur Verfügung. Darunter sind Archivmaterial sowie biografische Wörterbücher, historische Erzählungen und materielle Objekte.
Am "Centrum für Nah- und Mittelost-Studien" der Philipps-Universität ist die Orientforschung in Hessen konzentriert. Das im Jahr 2006 errichtete CNMS ist mit sieben Professuren die größte universitäre Institution Deutschlands, die sich mit dem Nahen und Mittleren Osten in Forschung und Lehre befasst.
Neben den Arbeitsgruppen von Fuess und Werner sind zwei französische Partner an dem neuen Vorhaben beteiligt: Dr. Maria Szuppe vom CNRS in Paris ist Projektleiterin auf französischer Seite. Hinzu kommt Prof. Dr. Nicolas Michel aus Aix-en-Provence und Kairo.
pm: Philipps-Universität Marburg
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