Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Ungesundes Ende


Verstädterung führt verstärkt zu Diabetes

19.12.2014 (fjh)
Die Verstädterung im südwestafrikanischen Namibia führt zu einer Zunahme von Diabetes und anderen Störungen des Zuckerstoffwechsels. Das schreiben Wissenschaftler unter Marburger Leitung in einer aktuellen Veröffentlichung des Fachblatts "Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism".
Das Autorenteam führt den Trend auf Änderungen der Ernährung und Lebensweise zurück. Die Forscher vermuten aber auch Stress als Ursache etwa aufgrund von sozialer Instabilität und kulturellem Wandel.
Über 387 Millionen Menschen weltweit leiden an Diabetes. Der "International Diabetes Federation" zufolge leben mehr als drei Viertel davon in armen Ländern. Die Neigung zu Diabetes kann sowohl an genetischen Prädispositionen liegen als auch an Umweltfaktoren.
Um die Ursachen genauer zu erforschen, untersuchten die Mediziner und Ethnologen das Bantu-Volk der Ovahimba in Namibia. Namibia ist eins der am wenigsten dicht besiedelten Länder der Welt.
Einstmals lebten Die Ovahimba fast ausschließlich halbnomadisch auf dem Land. Zunehmend ziehen sie nun in die Städte.
Die Forscher stellten sich die Frage, welchen Einfluss die neue Umgebung und Lebensweise auf die Gesundheit der Ovahimba ausübten. "Stress durch eine Situation der soziokulturellen Instabilität im Kontext der Urbanisierung führt zu hoher Cortisol-Ausschüttung, was Stoffwechselprobleme hervorrufen kann", erklärte der Endokrinologe und Ethnologe Prof. Dr. Dr. Peter Herbert Kann von der Philipps-Universität. Für die Studie arbeitete er mit weiteren Medizinern sowie mit dem Marburger Ethnologen Prof. Dr. Mark Münzel und mit dem Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität von Namibia in Windhoek Prof. Dr. Peter Nyarango zusammen.
Das Autorenteam vergleicht in seiner Publikation 60 städtische mit 60 halbnomadisch lebenden Männern und Frauen. Das Ergebnis ist deutlich: Bei Städtern finden sich Diabetes und andere Krankheiten des Zuckerstoffwechsels doppelt so häufig wie bei Landbewohnern.
Die ermittelten werte lagen bei 28,3 Prozent gegenüber 12,7 Prozent. Wie die Befragung der Probanden ergab, ist die Ernährung in der Stadt ungesünder als auf dem Land, wo sich die Leute außerdem mehr bewegen.
"Die eigentliche Besonderheit unserer Befunde besteht darin, dass die Cortisol-Konzentration im Speichel bei Stadtbewohnern deutlich höher ist", hpob Kann hervor. Die Wissenschaftler deuten das als Antwort auf psychosozialen Stress, der durch die Verstädterung hervorgerufen wird. "Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass das erhöhte Diabetes-Risiko in Entwicklungsländern durch soziokulturelle Instabilität gefördert wird, wenn diese zu einem gestörten Cortisol-Haushalt führt."
pm: Philipps-Universität Marburg
Text 10075 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2014 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg