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Bedroht


Vortrag informierte über Lage von Flüchtlingen

09.12.2014 (fjh)
Einblicke zur aktuellen Lage der Flüchtlinge in der Welt hat Dr. Ulrike Krause vom Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung (ZFK) der Philipps-Universität im Rahmen der Reihe "Migration, Menschen und Schicksale" der Universitätsstadt Marburg im Stadtverordnetensitzungssaal gegeben. Krauses Forschungsschwerpunkte sind Zwangsmigration, Flüchtlingsschutz und -arbeit, Entwicklungsarbeit sowie die Geschlechterverhältnisse und geschlechterbasierte Gewalt. Auch war sie bereits selbst im entwicklungsorientierten Flüchtlingsbereich in Uganda tätig.
Die Universitätsstadt Marburg will über die Situation der Flüchtlinge in der ganzen Welt informieren und sie in Marburg willkommen heißen. Für letzteres steht das Engagement von Mitbürgerinnen und Mitbürgern am Runden Tisch für Integration der Stadt Marburg.
Laut der Wissenschaftlerin sind derzeit weltweit fast 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon gelten 16,7 Millionen als Flüchtlinge nach völkerrechtlicher Definition.
Von den gesamten Flüchtlingen leben 86 Prozent in den sogenannten Entwicklungsländern. 50 Prozent aller Flüchtlinge sind laut Angaben des "Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen" (UNHCR) Kinder unter 18 Jahren.
In ihrem Vortrag stellte Krause die Kernelemente der Flüchtlingsdefinition vor. Flüchtlinge seien Personen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.
Fluchtgründe seien die Furcht vor Verfolgung wegen beispielsweise Rasse, Religion oder politischer Überzeugung. Weiterhin hätten auch Flüchtlingsrechte einen wichtigen Stellenwert, denn wer den Flüchtlingsstatus erhalte, habe einen Anspruch auf bestimmte Grundrechte nach der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951. Sie umfassen zum Beispiel das Recht auf Unterkunft, Beschäftigung, Religionsausübung und Grundschulbildung sowie unter anderem den Schutz vor Diskriminierung und Zurückweisung.
Zudem verwies Krause auf das "Non-Refoulment-Prinzip. Nach diesem Grundsatz der Nicht-Zurückweisung darf keine Person in ihr Heimatland zurückgeschickt werden, sofern dort lebensbedrohliche Gefahren bestehen. Somit dürfen Flüchtlinge nicht einfach abgeschoben werden, erklärte die Referentin.
Anschließend führte die Wissenschaftlerin auf, welche Ansätze der Flüchtlingspolitik derzeit verfolgt werden. Dazu gehören die sogenannte „Rückführung“ in das Heimatland, die lokale Integration im Asylland und die Umsiedlung in ein Drittland.
Die lokale Integration und die Umsiedlung werde vergleichsweise selten genutzt, obwohl erst im Oktober Tausende Flüchtlinge in Tansania erfolgreich lokal integriert werden konnten. Die „Rückführung“ der Flüchtlinge in ihre Heimatländer werde dagegen von der Politik oft als Lösung angesehen. Sie sei jedoch jedoch erst dann möglich, wenn im Herkunftsland wirklich Sicherheit herrsche. Eine zeitnahe „Rückführung“ werde häufig durch langanhaltende Konflikte verhindert, wodurch eine Langzeitflüchtlingssituation mit einer durchschnittlichen Unterbringungszeit von 20 Jahren entstehe. Häufige Probleme während dieser Zeit seien Einschränkungen des Rechts auf Arbeit oder Bewährungsfreiheit.
"Es besteht eine große Komplexität von Flüchtlingen und Flüchtlingsrechten", erklärte Krause. "Die Teilung von Verantwortung und Lasten der Staaten sind unerlässliche Faktoren der Voraussetzung für einen gut funktionierenden Flüchtlingsschutz."
Ihr Vortrag vermittelte darüber hinaus eine Vorstellung von den Lebensgrundlagen in Flüchtlingslagern, die sich zwar im Detail unterscheiden, jedoch weltweit ähnliche Strukturen aufweisen. Für die Erläuterungen wurden zwei Beispiele aus Uganda und Kenia angeführt.
Am Ende des Vortrags hob Krause hervor: "Jeder hat ein Recht auf Rechte." Zudem lud sie zur aktiven Beteiligung der Zuhörer zum Thema Flüchtlingssituation ein.
Außerdem versprach Integrationsbeauftragter Christian Meineke von der Universitätsstadt Marburg: "Wir werden über Flüchtlinge und Integration weiter informieren und Gesprächsmöglichkeiten bieten."
pm: Stadt Marburg
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