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35 Jahre


Schwalba-Hoth erinnerte an Grünen-Gründung

29.11.2014 (fjh)
Sein 35-jähriges Bestehen feierte der Kreisverband Die Grünen Marburg-Biedenkopf am Freitag (28. November). In der - bis auf den letzten Platz besetzten - Kreisgeschäftsstelle der Öko-Partei blickten Aktive von heute und Grüne der ersten Stunde auf die Geschichte der Umweltpartei zurück.
Eigens aus Brüssel zum Jubiläum angereist war Gründungsmitglied Frank Schwalba-Hoth. Er berichtete von den anfänglichen Irrungen und Wirrungen der grünen Gründungsgeschichte.
Gleich mehrere grüne Gruppierungen existierten damals gleichzeitig. In Marburg kamen sie einander zwar näher, wollten sich 1979 aber nicht der "Sonstigen Politischen Vereinigung Die Grünen" anschließen, die Petra Kelly und Lukas Beckmann gerade gegründet hatten.
Schließllich fand eine Gründungsversammlung statt, die Delegierte zum Gründungsparteitag in Karlsruhe wählte. Aus Marburg wurde neben Schwalba-Hoth auch Jan Kuhnert entsandt, der in Karlsruhe auch im Tagungspräsidium saß.
Roland Stürmer war bei der Marburger Gründungsversammlung zwar mit dabei, wegen strategischer Bedenken aber nicht beigetreten, berichtete er. Ein halbes Jahr später schloss dann aber auch er sich der neuen Partei an.
So gehörte er zur ersten Fraktion, die die Grünen in die Stadtverordnetenversammlung (StVV) entsandten. Zwischen ihren vier Vertretern entbrannte aber bald Streit darüber, wie weit der Kommunalpolitische Arbeitskreis (KAK) Einfluss auf die Entscheidungen der Fraktion nehmen dürfe und ob dabei auch Nichtmitglieder mitdiskutieren dürften.
Stürmer erinnerte auch an das sogenannte "Marburger Ampel-Bündnis" zwischen SPD, FDP und Grünen, das die Bundes-SPD nach der Schloss-Belagerung am Buß- und Bettag 1981 aufkündigte. Tausende hatten damals aus Protest gegen die Startbahn-Politik des hessischen SPD-Ministerpräsidenten Holger Börner alle Zugänge zum Schloss blockiert, wo Börner den Wilhelmsbau einweihen und dem SPD-Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler das Bundesverdienstkreuz überreichen wollte. Unter den Demonstrierenden waren auch die aktiven Kommunalpolitiker der Grünen.
"Mich haben Polizisten in eine Mülltonne gesteckt", berichtete Schwalba-Hoth, "damit Börner ungestört vorbeikonnte". Mit genau diesem Politiker schlossen die Grünen im Landtag später eine Tolerierungsvereinbarung und schließlich sogar einen Koalitionsvertrag ab.
Stürmer und Schwalba-Hoth ließen Kommunal-, Landes- und Bundespolitik Revue passieren. Zahlreiche Namen einstiger Aktiver wurden genannt und ihr weiterer Werdegang nachvollzogen. Einige waren auch zur Feier gekommen.
Als Hauptamtliche in der Universitätsstadt Marburg wirkten Ulrike Kober und Bürgermeister Dr. Franz Kahle, der ebenfalls anwesend war. Als erster Grüner Stadtrat wechselte Alexander Müller von der Stadt in den Hessischen Landtat, als Staatssekretär ins Hessische Sozialministerium, von dort ebenfalls als Staatssekretär unter der Ministerin Renate Kühnast ins Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie schließlich als Vizedirektor zur "Food and Alimentation Organisation" (FAO) der Vereinten Nationen (UN) in Rom. Inzwischen lebt er als Privatmann in der Nähe von berlin.
Der einstige Kreisbeigeordnete Rainer Baake nahm einen ähnlichen Weg wie Müller über das Hessische Umweltministerium ins Bundesumweltministerium als Staatssekretär unter Jürgen Trittin. Heute arbeitet er bei der Deutschen Umwelthilfe in Wiesbaden.
Weitere Hauptamtliche der Grünen im Landkreis Marburg-Biedenkopf waren Rudolf Schwedes und Dr. Karsten McGovern. Der Kreisbeigeordnete McGovern wurde erst mit der rot-schwarzen Kreiskoalition unter der SPD-Landrätin Kirsten Fründt abgewählt.
Nach Kuhnert und Schwalba-Hoth vertritt nun die - bei der Jubiläumsfeier ebenfalls anwesende - Angela Dorn die Marburger Grünen im Hessischen Landtag. Im Deutschen Bundestag saßen gleichzeitig die Marburger Grünen Marina Steindor und Dr. Hubert Kleinert.
Ins Europa-Parlament folgte dem ehemaligen Marburger Schwalba-Hoth Irene Sollwedel-Schäfer. Auch sie war zum Jubiläumstreffen in die Grünen-Geschäftsstelle gekommen.
Aus Frankenberg angereist war die einstige Landtagsabgeordnete Dorli Rauch. Vor Ort ist sie heute als Vertreterin der Grünen kommunalpolitisch aktiv.
Vieles hat sich in den 35 Jahren seit ihrer Gründung bei den Grünen geändert. Angetreten waren sie seinerzeit als "Anti-Parteien-Partei".
Für ihn sei die damalige Rotation der Parlamentsvertreter bei den Grünen eine wichtige Erfahrung gewesen, berichtete Schwalba-Hoth. Bereits als junger Mensch habe er dadurch Demut gelernt.
Heute betreibt der ehemalige Lehrer an der Martin-Luther-Schule (MLS) in brüssel eine Agentur für Politikberatung. Berühmt geworden ist er als "Blut-Attentäter" mit einer pazifistischen Aktion, bei der er einem kommandierenden US-General bei dessen Besuch im Wiesbadener Landtag Blut auf die Uniform spritzte. Am Freitagabend hingegen verteilte er Lob, Freude und vor allem viel persönliches Wissen über die Gründungsgeschichte der Grünen.
Franz-Josef Hanke
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